Deutschstämmiger Ex-Bischof Nann hat geheiratet
Der 65-jährige emeritierte deutschstämmige Bischof Reinhold Nann, der bis 2024 für eine Territorialprälatur in Peru zuständig war, hat offenbar sein Priesteramt aufgegeben und geheiratet. (de.catholicnewsagency.com)
In einem neuen Blog mit dem Titel „Comentarios de Reinaldo Nann“ erklärte Nann, er habe nach 37 Jahren als Priester und sieben Jahren als Bischof in Peru seine Ämter niedergelegt. Er betonte, dass er die Kirche weiterhin liebe und sich mit seinem Wissen und seiner Erfahrung einbringen wolle. (de.catholicnewsagency.com)
Nann berichtete, dass er sich in eine Frau in seinem Alter verliebt habe und beschlossen habe, für sie alles aufzugeben. Er habe Freunde, Ansehen und Einkommen verloren und sei nun vollständig Teil der „Welt der Sterblichen“. Trotzdem sei er glücklich in seinem neuen Leben und hege keinen Groll gegen irgendjemanden. Er liebe die Kirche nach wie vor und sei fest davon überzeugt, dass ihre Zukunft in einem bewussteren und weniger abhängigen Laienstand liege. (de.catholicnewsagency.com)
Seinen Rücktritt im Jahr 2024, mehr als zehn Jahre vor der eigentlichen Altersgrenze für Bischöfe, begründete Nann mit gesundheitlichen Schwierigkeiten. Damals gab er an, in Deutschland ein Sabbatjahr verbringen zu wollen. (katholisch.de)
Im März 2020 sorgte Nann für Schlagzeilen, als er seinen Priestern zunächst die Erlaubnis erteilte, Beichten telefonisch zu hören. Diese Entscheidung musste er jedoch wenige Tage später rückgängig machen, da eine Beichte per Telefon nicht gültig ist. (de.catholicnewsagency.com)
Im Jahr 2023 brachte Nann die Kritik am deutschen Synodalen Weg mit dem Begriff Klerikalismus in Verbindung. Er erklärte, dass in der Lateinamerikanischen Kirchenversammlung und beim Anhören für die Weltsynode als Hauptproblem der Klerikalismus ausgemacht wurde. Ein Klerus, der sich als Kaste versteht und alle Macht in der Kirche in seinen Händen konzentriert und diese auch nicht abgeben will. Diese klerikalistischen Kreise seien es, die den deutschen synodalen Weg als Schreckgespenst der Kirche an die Wand malen. (de.catholicnewsagency.com)
Nann wurde 1960 in Breisach geboren und wuchs in Achkarren auf. Er studierte Philosophie und Theologie an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und wurde 1987 zum Priester geweiht. Nach verschiedenen Tätigkeiten in Deutschland ging er als Fidei-donum-Priester nach Peru, wo er in verschiedenen Gemeinden des Erzbistums Trujillo tätig war. Von 2003 bis 2006 war er Bischofsvikar für die Nordregion des Erzbistums. 2017 wurde er zum Prälaten der Territorialprälatur Caravelí ernannt und 2024 trat er aus gesundheitlichen Gründen von diesem Amt zurück. (de.wikipedia.org)
Die Entscheidung von Bischof Nann, sein Priesteramt niederzulegen und zu heiraten, ist ein bemerkenswerter Schritt, der Fragen zur Vereinbarkeit von Priesteramt und persönlichem Leben aufwirft. In der katholischen Kirche ist der Zölibat eine verpflichtende Lebensform für Priester, die den Verzicht auf Ehe und Familie umfasst. Nanns Schritt könnte daher als Bruch mit dieser Tradition betrachtet werden.
Es gibt jedoch auch Beispiele von Geistlichen, die ähnliche Entscheidungen getroffen haben. Der spanische Bischof Xavier Novell trat 2021 von seinem Amt zurück, nachdem er eine Frau geheiratet hatte. Die spanische Bischofskonferenz untersagte ihm daraufhin die Ausübung aller Rechte und Funktionen, die mit dem Amt des Bischofs verbunden sind. (n-tv.de)
In Deutschland hat der ehemalige Benediktinermönch Anselm Bilgri 2022 in einer altkatholischen Kirche seinen Mann kirchlich geheiratet. Bilgri war zuvor aus der römisch-katholischen Kirche ausgetreten und zu den Altkatholiken übergetreten, bei denen auch gleichgeschlechtliche Ehen möglich sind. (religion.orf.at)
Diese Fälle werfen die Frage auf, inwieweit die katholische Kirche bereit ist, traditionelle Normen zu hinterfragen und Raum für individuelle Lebensentscheidungen zu schaffen. Die Reaktionen innerhalb der Kirche auf solche Entscheidungen sind vielfältig und reichen von Verständnis bis hin zu Ablehnung.
Die Entscheidung von Bischof Nann, sein Priesteramt niederzulegen und zu heiraten, könnte als Ausdruck eines persönlichen Wandels und einer Neuorientierung verstanden werden. Es bleibt abzuwarten, wie sich diese Entscheidung auf seine Beziehung zur Kirche und seine zukünftigen Aktivitäten auswirken wird.
Insgesamt zeigt der Fall von Bischof Nann, dass persönliche Entscheidungen von Geistlichen komplexe Auswirkungen auf ihre kirchliche Laufbahn haben können. Es bleibt zu hoffen, dass solche Entscheidungen zu einer offenen und respektvollen Diskussion innerhalb der Kirche führen und Raum für individuelle Lebensentwürfe schaffen.